Buntes Multi Kulti

Zwei kleine Mädchen stehen vor der Bühne. Die eine im Dirndl, die andere in kroatischer Tracht. Beide kommen aus Saalfelden, beide treten heute hier auf. Sie sind sich fremd. Das Dirndl im Dirndl fragt mich welche Sprache die Andere spricht und wo sie zu Hause ist. Hoffentlich trägt dieses Fest dazu bei, Barrieren abzubauen. 

Drei Tage lang hat sich Saalfelden am Wochenende in einen interessanten Schmelztiegel vieler verschiedener Kulturen verwandelt. Zum zweiten Mal wurde heuer ein Stadt- und Kulturfest der hier ansässigen Vereine veranstaltet. Saalfelden verein (t) hat den Besuchern ein breit gefächertes kulturelles Programm, bunte Trachten und eine große Bandbreite an kulinarischen Spezialitäten geboten.

DiePinzgauerin wird dieses wichtige Fest gern auch die nächsten Jahre begleiten und würde sich freuen, wenn im Laufe der Zeit aus dem höflichen Nebeneinander ein herzliches Miteinander wird.  Vielleicht können auch noch mehr Vereine zur Teilnahme gewonnen werden, es wäre bestimmt interessant, auch den türkischen Kulturverein kennen zu lernen …

P.S.: Das war so ein dichtes tolles Programm auf verschiedenen Bühnen, und es sind natürlich noch viele andere interessante Gruppen und Vereine aufgetreten – jene, die sich hier nicht finden, mögen mir verzeihen. Ich hätte beim besten Willen nicht alle geschafft.

Vom Fluch der Gams

Hat der Erste Weltkrieg seine Wurzeln in den heimischen Bergen?

Die Verbindung zwischen dem Attentat in Sarajewo vor genau hundert Jahren und einem Vorfall im Hochkönigsgebiet erscheint  zwar weit hergeholt. Wer an Mythen und Legenden glaubt, wird sie aber auf jeden Fall heraufbeschwören. Gänsehautfaktor hat die Story allemal.

gams

Im August 1913 holte sich Franz Ferdinand  eine Trophäe, die ihn womöglich ein Jahr später das Leben kosten sollte. Demnach wären die serbischen Verschwörer, die Pannen mit der geänderten Fahrtroute etc. nur kleine Details im Lebens des Kronprinzen, und in der Folge für ganz Europas gewesen. Denn in Wahrheit war sein Schicksal bereits besiegelt,

Der Thronfolger soll mehr als 250.000 Stück Wild in seinem Leben erlegt haben. Das zeugt wohl weniger von der Leidenschaft für die Jagd, als der Lust am Töten. Unter anderem besaß er auch ein Jagdschloss im Blühnbachtal am Hochkönig.

Es war früher das Hauptjagdgebiet der Erzbischöfe von Salzburg gewesen. Dort fanden jährlich große Treibjagden statt. Nach dem Tod von Franz Ferdinand kaufte es die deutsche Industriellenfamilie Krupp, heute ist das Tal im Besitz der österreichischen Bundesforste.DSC06040

Hier hat der Kronprinz trotz der Warnungen seiner Jäger eine weiße Gams geschossen. Das präparierte Tier steht im Haus der Natur in Salzburg. Ein weißer Gamsbock kommt in der Tierwelt sehr selten vor, und gilt im Volksglauben als mythologische Tabufigur, die unter dem Schutz von Berggeistern steht.

Wer sie erlegt, wird verflucht und stirbt innerhalb eines Jahres. So erzählen es zumindest verschiedene Sagen. Am 28. Juni 1914 werden Franz Ferdinand und seine Gattin in Sarajewo ermordet.

Der Fluch der weißen Gamsbock ereilte nicht nur Franz Ferdinand, sondern kostete 17 Millionen Menschen das Leben, die dem Ersten Weltkrieg zum Opfer gefallen sind.

Mit diesem Hintergrund zum Krieg beschäftigt sich übrigens ein diese Woche vorgestelltes Buch: “Das Franz Ferdinand Prinzip”, an dem auch die Urenkelin des Thronfolgers, Anita Hohenberg, beteiligt war.

Für Zweifler: Der Fluch traf auch den „größten Jäger aller Zeiten“, wie sich der rumänische Diktator Nicolai Ceauşescu selber nannte.  Der „Zlatorog“, wie der weiße Gamsbock im Aberglauben der Jäger in Südosteuropa heißt, ließ auch ihn 1989 eines gewaltsamen Todes sterben, nachdem er einige Monate zuvor eine weiße Gams geschossen hatte …

Offener Brief

7 Schläfer

Der heutige Siebenschläfertag ist ein Gedenktag für die sieben junge Christen, die sich während der Christenverfolgung in einer Berghöhle nahe Ephesus versteckt hatten. Sie wurden entdeckt und lebendig eingemauert. Der Legende nach starben sie nicht, sondern schliefen genau 195 Jahre lang. Am 27. Juni 446 wurden sie zufällig entdeckt, wachten auf, bezeugten den Glauben an die Auferstehung der Toten und starben wenig später. Sonne_Cartoon_02

Für den Siebenschläfertag gibt es zahlreiche Bauernregeln, denn der Zeitraum um und insbesondere nach dem Siebenschläfertag gilt als wetterbestimmend. Da diese Bauernregel vor der gregoirianischen Kalenderreform entstand, ist der heutige Siebenschläfertag eigentlich der 7. Juli. Statistische Analysen ergaben, dass die Regeln für die erste Juliwoche im süddeutschen Raum in bis zu 80 % der Fälle zutreffen.  

  • Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt.
  • Wenn’s am Siebenschläfer regnet, sind wir sieben Wochen mit Regen gesegnet.
  • Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag.
  • Wie’s Wetter am Siebenschläfertag, so der Juli werden mag.
  • Ist der Siebenschläfer nass, regnet’s ohne Unterlass.
  • Werden die sieben Schläfer nass, regnet’s noch lange Fass um Fass.
  • Der Siebenschläferregen, der bringt dem Lande keinen Segen.
  • Scheint am Siebenschläfer Sonne, gibt es sieben Wochen Wonne.

Wenn ich beim Fenster rausschaue sehe ich blauen Himmel und Sonnenschein, gute Aussichten für den Sommer!!!

Live im Radio

Hinter den Kulissen eines Radio Gemeindetages: Diesmal präsentierte sich mein Heimatort St. Martin den Zuhörern von Radio Salzburg. Neben dem klassischen Rahmenprogramm wie Liederwünsche und Präsentation der Sehenswürdigkeiten spielte hier die Sprache eine Rolle.

Im hiesigen “Camp David” (in dem winzigen Holzstadl werden streitende Parteien zsammgsetzt bis sie sich wieder lieb haben) wird Mundartdichterin Lisbeth Willeit interviewt. Sie erklärt Redakteurin Eva Brutmann einen typischen Ausdruck, der über das untere Saalachtal hinaus kaum bekannt ist: “wöia”.  Ich hab’ allerdings keine Ahnung, wie man das schreiben könnte, damit die korrekte Aussprache zur Geltung kommt. Eva formuliert etwas das klingt wie “wölla”… Es bezeichnet eine Sache oder eine Person, die  ”komisch”, seltsam ist. Jedenfalls musste ich schon öfter feststellen, dass es keinen Sinn hat, dieses Wort irgendwo ab Weißbach zu verwenden, weil es dort leider keiner kennt.

Auch beim Ausflug zum Kneippbad spielt der Dialekt eine Rolle.  Elisabeth Schmiderer, Obfrau des Kneippvereins erläutert die wohltuende Wirkung des Wassers auf den Organismus. Als geübte langjährige Touristikerin tut sie das in korrektem Hochdeutsch. Das klingt ziemlich spröde und veranlasst Techniker Sepp Siller einzuschreiten. Er unterbricht das Interview, weil es einfach nicht authentisch klingt. Statt sich das Wasser “in den Nacken” zu streichen, spricht Schmiderer beim nächsten Versuch dann vom Wasser im “Gnagg” und trifft damit genau den richtigen Ton.

DiePinzgauerin ist oft schwer beeindruckt, wie mühelos manche Menschen frei von der Leber weg gscheite Sachen in ein Mikrophon sagen. Überhaupt live! Als Schreiberling tät sie selber wohl nur wirres Zeug reden. Zum Abschluss wird sie zudem dabei ertappt wie sie sich gedankenlos mit einem pinzgaufremden “Tschüss” vom ORF Team verabschiedet… Unverzeihlich, ist ihr selber gar nicht aufgefallen. Womöglich kommt das sogar öfter vor? Mea culpa, in diesem Sinne: Pfiat-enk!

P.S.: Habe beim Gemeindetag einen Ausdruck gelernt, der anscheinend eine alte (männliche) Überlieferung aus dem Tennengau ist: unterleibsrabiat! So a wöias Wort ;-)