Der Schiller-Killer

Analytiker Parson und Wirt Schwaninger

„Irgendwann kommt alles ans Licht“, versichert „Schiller-Killer“ Walther Parson.

Der Gerichtsmediziner, der auch das FBI berät, hat sich seinen Spitznamen redlich verdient.

Sorgte er doch mit einem spektakulären Fall für Aufregung, durch den  die Stadt Weimar ihren Dichterfürst Friedrich Schiller verlor. Durch die DNA Analyse des Tirolers wurde geklärt, dass von zwei Skeletten, die bisher dem Dichter zugeordnet wurden, keines echt ist.

Das war nicht das Ergebnis, das die Auftraggeber erwartet hatten und wurde ungern zur Kenntnis genommen. Aber dank Parson ist klar: Jene 40.000 Besucher, die jährlich die Gruft beehrten, standen nicht vor den Skeletten des prominente Dichters.

Mittels einer ebenso spannenden wie unterhaltsamen Power-Point Präsentation erklärte der Molekularbiologe kürzlich beim Steinerwirt in Zell am See den interessanten Sachverhalt dieser Verwechslung, und wie es gelungen ist, den Fall aufzuklären. 

Schiller wurde nach seinem Tod 1805 im Kassengewölbe des Kirchhofs in Weimar beigesetzt. Der Dichter war die Nummer 53 von insgesamt 64, obwohl im Gewölbe nur Platz für 20 Särge vorhanden war. 1826 erfolgte daher die Räumung. Es herrschte „ein Chaos von Moder und Fäulnis“, wie der Stadtschreiber vermerkte. Durch eine Untersuchung der Namensschilder konnten die irdischen Überreste Schillers nicht mehr mit Gewissheit identifiziert werden. Daraufhin wurden die Schädel mit Schillers Totenmaske verglichen und man glaubte schließlich das richtige Haupt gefunden zu haben.

schillerDiesen Schädel des von ihm verehrten Kollegen  hatte Johann Wolfgang von Goethe sogar fast ein Jahr lang bei sich zu Hause am Schreibtisch stehen. Nachdem er gewarnt wurde, dass König Ludwig von Bayern die Reliquie sehen wolle, wurde der Schädel zurückgebracht.  Er wurde schließlich in der Fürstengruft in Weimar ausgestellt. Bald tauchten jedoch erste Zweifel an der Identität des Schädels auf.

1914 erfolgte daher eine neuerliche Prüfung aller 63 Skelette aus dem Gewölbe und es wurde schließlich ein ein Konkurrenzschädel präsentiert. Ein Beweis für die Echtheit dieses Schädels konnte zwar nicht erbracht werden, er wurde aber in einem einfachen Holzsarg zu Skelett Nr. 1 in die Gruft gestellt.

Im Jahr 1959 wurden nicht nur Fäulnisschäden festgestellt, sondern auch die Vermutung geäußert, Skelett Nr. 2 stamme von einer Frau. Die peinliche Angelegenheit ließ sich nicht klären, und die Touristen mussten weiter zwei Schiller besuchen. Ab 2006 kommt nun Walther Parson ins Spiel. Die Klassik Stiftung Weimar wollte endlich Gewissheit darüber, wer der echte Schiller ist! Bis dahin waren nur Antropologen am Werk, nun wurden die Gebeine erstmals wissenschaftlich untersucht. „Die Auftraggeber waren der Meinung das Rätsel würde gelöst und der falsche Schiller fliegt raus“, schmunzelt Parson. Er machte ihnen eine Strich durch die Rechnung.

Es gibt keine Nachfahren von Schiller, daher wurden einige Familienmitglieder des Dichters exhumiert.  Parson analysierte die DNA einer Schwester. Sie stimmte nicht überein. Die DNA einer zweiten Schwester stimmte ebenfalls nicht mit denen des vermeintlichen Bruders überein. Das überzeugte die Auftraggeber immer noch nicht, daher wurden auch zwei Söhne untersucht. Die DNA der Familienmitglieder stimmt zwar untereinander überein, ist aber nicht mit der des Dichters ident.

Beide Schiller sind also nicht Schiller! Diese Erkenntnis löste in Weimar verständlicherweise keine Begeisterung aus, aber:  „Die Wissenschaft ist kein Wunschkonzert“, so Parson.

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