„Die Trauer ist ein Luder“
Habt ihr für eure Beerdigung vorgesorgt? Gibt’s ein Testament? Brauchbare Fotos für Andenkenbilder? Wissen eure Angehörigen, ob ihr kremiert werden wollt? Oder doch lieber die Seebestattung?
Vermutlich nicht, wer beschäftigt sich schon gern mit solchen unangenehmen Angelegenheiten zu Lebzeiten. Und hinterher ist es ohnehin egal, glaubt man. Für die Familie kann es allerdings eine große Belastung sein, nicht zu wissen, wie man im Sinne des Verstorbenen handeln soll.
Im Meixnerhaus in Kaprun war die Rede vom Umgang mit dem Abschiednehmen. 43 Todesfälle hatte die Gemeinde heuer zu verkraften, wie Pfarramtsleiter Toni Fersterer berichtete.
Diese Situation wurde zum Anlass genommen für ein Themenabend mit Bestatter Horst Gschwandtner (Bestattung Kogler, Mittersill), Trauerredner Walter Müller und Edith Trentini, Leiterin der Hospizbewegung.
Autor Müller ist aus der Wut heraus zum Verfasser von Trauerreden gekommen. Bei der Beerdigung seiner Ex-Chefin. Eine unpersönliche „Mistrede“ habe diese großartige Person bekommen, daher habe er sich spontan entschlossen selber zu reden. Inzwischen hat er viele Reden geschrieben und selber gehalten und dabei viel erlebt. Vieles, das ihn empört. Das sind vor allem Würde- und Gedankenlosigkeit bei Beerdigungen.
Ein trauriges Beispiel aus der Praxis: Eine 36 Jährige ist tragisch verstorben, die Familie ist verzweifelt und untröstlich. Der Pfarrer ungnädig. „Was wollt ihr, Jesus ist nicht mal so alt geworden!“ Oder den Namen der Verstorbenen falsch zu sagen geht gar nicht, ärgert sich Müller. Da müsse man sich einfach gut vorbereiten und sichergehen, dass alles stimmt. Dann sollte auch nicht passieren, dass die falsche Musik gespielt wird. Müller erzählt von der Beerdigung, wo versehentlich „Verliebt, verlobt, verheiratet“ von Peter Alexander aus den Boxen erklang…
Er tue nichts schönreden und erzähle alles, was es über die Toten zu sagen gibt. Da werden keine ledigen Kinder und Affären verheimlicht, wenn es zu deren Leben dazugehört. „Ich muss ja nicht richten, das ist nicht meine Aufgabe“, so Müller. Aber er will auch nichts verschweigen. Die Liebe hat ihre eigenen Gesetze, sie kommt und geht, so Müller.
„Noch einmal auf das Leben zurückschauen, betrachten was dieses Leben ausgemacht hat“, das tut auch Toni Fersterer. Er ist froh, dass der Tod nur einen Teil seines Lebens ausmacht und er sich dann wieder dem Leben widmen kann.
Während Bestatter Gschwandtner ständig mit den Verstorbenen und ihren Angehörigen zu tun hat, ist Edith Trentini mit Sterbenden und ihren Angehörigen konfrontiert.
„Die Trauer ist ein Luder“, rüttelt sie auf. Sie empfiehlt einen vorsichtigen Umgang mit Trauernden. „Weniger ist mehr“, rät Trentini. Vorsicht bei Berührungen und leeren Floskeln. „Wie geht es dir passt nie! Wie soll es einem Trauernden schon gehen!“ Einfühlsamer sei etwa „Wie fühlst du dich“.
Ihr praktischer Ratschlag: Abschiednehmen trainieren, auch wenn es schwerfällt.
Eine Dame aus dem Publikum erklärt, sie habe ihren Kindern bereits alles hergerichtet. „Damit zumindest das Administrative erledigt ist.“
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