Missglückte Geschenke
Ich war und bin keine begnadete Bastlerin, Häklerin, Strickerin, Zeichnerin. Die von mir angefertigten Muttertagsgeschenke waren daher objektiv betrachtet sicher keine ästhetischen Meisterwerke.
(Nur um das zu veranschaulichen, hier ein Musterbeispiel: Hinterglasmalerei von Künstlerin Gudrun D. Der Hintergrund ist übrigens Alufolie, der “Rahmen” ist ein Klebeband).
Sie waren vielleicht auch nicht mit besonders viel Liebe gemacht, weil ich mich so geplagt habe, aber als Kind war ich trotzdem stolz drauf.
Es hat mich gekränkt, dass meine Mama so wenig Aufhebens um die Geschenke gemacht hat.
Der gehäkelte Topflappen, das gemalte Hinterglasbild, der Untersetzer, der mit einer Strickliesl gemacht wurde … sie verschwanden noch am selben Tag und waren nie mehr wieder gesehen. Erst als meine Mutter vor fünf Jahren gestorben ist, sind sie überraschend wieder aufgetaucht. Als ich ihre Wohnung ausgeräumt habe, fand ich die Sachen fein säuberlich – wie es ihre Art war – in einer eigenen Schachtel in einem Kasten wieder. Bis heute weiß ich nicht ob ich mich darüber freuen oder deswegen traurig sein soll.
Noch etwas berührendes habe ich in ihren Schränken entdeckt, das ich vorher noch nie bei ihr gesehen habe. Ein kleines Gartenbüchlein, in das sie Sinnsprüche geklebt und geschrieben hat.
Nette Verse aus Hochzeitseinladungen, die sie akkurat ausgeschnitten und hinein gepickt hat. Kalenderweisheiten, Glückwünsche, Weihnachtspost und vieles mehr hat sie in diesem netten Buch festgehalten.
“Jeder möchte die Welt verbessern und jeder könnte es auch, wenn er nur bei sich selber anfangen würde … “
Im zweiten Teil des Büchleins, der von hinten beginnt, hat meine Mutter Sprüche von Partezetteln und Andenkenbildern festgehalten. Worte der Trauer, des Abschieds, aber auch der Zuversicht, in der Erinnerung der Hinterbliebenen weiter zu leben.
“Und immer sind da die Spuren deines Lebens, Bilder, Augenblicke und Gefühle, die uns an dich erinnern und glauben lassen, dass du bei uns bist.”
Es gibt auch einen Zettel, der nur lose eingelegt ist:
Die Moral aus der Gschicht? Wer noch eine Mama hat, sagt ihr was sie euch bedeutet. Und wer Kinder hat, die noch basteln, freut euch über die Geschenke, und verwendet sie, auch wenn sie schiach und nutzlos sind…
Liebe Gudrun, eine für mich wirklich berührende Geschichte. Wie es so ist, die einen wollen der Mutter ihre Zuneigung zeigen und sie nimmt sie nicht an. Andere können es nicht. So gibt es dann immer etwas Trauriges. Meine Bastelei wurden wirklich entsorgt, und immer konnten alle anderen alles besser. So ist es heute noch. Dabei wäre es ja so einfach
Stimmt Katharina, es wäre doch eigentlich so einfach … Möchte man meinen!
Liebe Gudrun, ich bin schon lange nicht mehr auf deiner Seite hier gewesen. Ich glaube, das muss ich einiges nachlesen.
Du hast mit deinem Text wieder einmal so recht. Ich habe Gott sei Dank die Erfahrung gemacht, dass meine Mutter unsere Muttertagsgeschenke immer irgenwo in der Wohnung präsentiert hat. Es war uns manchmal peinlich, wenn unsere Basteleien von Besuchern gelobt wurden (wie halt Kinder so sind). Trotzdem kann ich von mir sagen, war ich auch immer stolz darauf.
Liebe Grüße, Werner
Lieber Werner,
danke dass du wieder vorbeigeschaut hast, obwohl ich ja so unregelmässig etwas veröffentliche, weil mir leider einfach die Zeit fehlt.
Und vielen Dank für deinen netten Kommentar. Das finde ich voll liab, dass deine Mutter die Basteleien hergezeigt hat. Waren sicher sehr gelungen …
Liebe Grüße