Der Medicus

 Dieser Typ auf der Schachtel mit Antibiotika könnte Mr. Propper Konkurrenz machen. Die Assoziation ist vielleicht gewollt, quasi als gründliche Reinigung für den Körper oder so?

Jetzt ist diePinzgauerin nicht wirklich ein Fan dieser Wunderwaffe, die heute bekanntlich so sorglos verwendet wird wie Aspirin. Aber es gibt doch Situationen, wo sie einsieht, dass ihr Einsatz angebracht ist. Vor allem wenn ihre Pinzgauer Ross-Natur sie schmählich im Stich lässt.

Nachdem sie sich diese Woche durch drei Arztpraxen gequält hat, ist sie jetzt eigentlich offiziell in Krankenstand. Lustig, als ob Bloggerinnen in Krankenstand gehen könnten. Nein natürlich nicht, weil was würden da meine Leser-innen sagen! Vielleicht interessieren sie sich ja sogar für meine Erfahrungen in den heimischen Wartezimmern!

Fairerweise sollte man erwähnen, dass diePinzgauerin eine ausgeprägte Arzt- und Krankenhausphobie hat. Wohlgenährt durch jahrelange Erfahrungen, die immer wieder bestätigten: nur nicht in deren Fänge geraten.

Entstanden ist das natürlich als Kindheitstrauma, im zarten Alter von sechs Jahren, ausgelöst durch Scharlach. Das bedeutete damals noch zwei Wochen auf der Quarantänestation im Landeskrankenhaus Salzburg. Ein Saal mit rund 15 Kindern, in der Mitte Waschbecken und Badewanne. Statt Hausschuhen gibt es Stoffwindel an den Füßen, von den Schwestern umgebunden. Besuch ist nicht erlaubt, weil Quarantäne. Nur durch eine Glasscheibe dürfen Verwandte in den Saal schauen.  1024px-Gummy_bears

Einmal kommt der bewunderte große Bruder, der damals schon in der Stadt zur Schule geht. Welch Freude in diesem Elend. Ein Hoffnungsschimmer, man könnte dem Alptraum entfliehen. Aber man darf weder mit ihm sprechen, noch ihn berühren. Dafür hinterlässt er einen Schatz, ein Sackerl Gummibärli, damals noch ein rares Vergnügen. Allerdings, auch die Gummibärli landen in Quarantäne, sie wurden nie wieder gesehen.

Schreckliches Gefühl in diesem Raum gefangen gehalten zu werden. Angst nie wieder nach Hause zu dürfen. In meiner Erinnerung wurde verabsäumt mir zu erklären warum ich im Krankenhaus bin, wie lange ich bleiben muss, warum ich keine Besuche haben darf, und was mit meinen Bärli passiert.  Diese Nicht-Kommunikation zeichnet Ärzte immer noch aus… Scharlach kann heute zu Hause mit Antibiotika behandelt werden.

Also diese Woche wieder einmal in den Fängen des Gesundheitsapparates. In einem winzigen Wartezimmer. Die Patienten sitzen aufeinander, lehnen an der Wand, stehen vor der Tür. Dafür gibt es zwei riesige Behandlungsräume… Bei allen drei Ärzten die ich heimsuchen muss bilden Wartezimmer und Rezeption eine Einheit. Wahrscheinlich zur Unterhaltung während des Wartens. Damit man sicher mitbekommt welche Krankheiten die anderen Leute plagen. Es gibt Sprechstundenhilfen oder wie immer die inzwischen heißen, denen scheint es überhaupt das größte Anliegen, sämtliche Patientendaten möglichst öffentlich preis zu geben. Dass Herr X Antidepressiva nimmt und Frau Y schwanger ist – warum soll nicht die Welt dran teilhaben?

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Arzt Nr 3 ist schon etwas älter, Kugelbauch, schütteres Haar, Brille Marke 60er Jahre. Ist mit den Ordinationshilfen per Sie, weil Respekt wem Respekt gebührt. Dem Gott in Weiß auf jeden Fall. Blöd nur, dass ich seine Praxis mit drei Stichwunden verlassen habe. Herr Doktor war eh sehr zerknirscht: „Glauben Sie mir, das tut mir auch weh“. Schöner Trost, dafür dass sich die Infusion 2x in meinen Arm ergossen hat und „para“ gegangen ist. Während er über das Wetter plaudern wollte. So ein verrückter Winter aber auch. Ja verflixt verrückter Winter!

Onkel Doc Nr 2 meint ich solle den derweil mal daheim im Bett verbringen. Ha, lustiger Kerl, keine Ahnung vom Redaktionsalltag. Und kein Erbarmen, dass morgen in Zell das legendäre Pferdeschlittenfest stattfindet. Auf meine vorsichtige Anfrage ob man da unter Umständen nicht doch teilnehmen könnte,  rät er dringend davon ab – mit dem Hinweis darauf, dass man doch nicht im Krankenhaus landen wolle, oder? Okay, schon überzeugt, auf keinen Fall!!!

In diesem Sinne liebe Leserinnen und Leser, sorry aber ich werde euch wohl nicht mit schönen Trachtenumzugsfotos dienen können 🙁

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