Florianiprinzip

(Text im Anhang zur besseren Lesbarkeit)

Jetzt ist es schon wieder passiert: Während ich an meiner Reportage für das Bezirksblatt über das Flüchtlingsheim in Unken arbeite, gehen die Wogen in Eben hoch. Immer das gleiche Spiel. Jemand bietet dem Land seine Pension an, das für zahlungswillige Gäste nicht mehr attraktiv ist. Es folgt der Aufschrei des schwarzen Bürgermeisters, Versammlung der  aufgebrachten Bevölkerung … in dem Fall 1:0 für Eben. Die haben sich erfolgreicher gewehrt als die Unkner. Das Land, sprich dessen Hauptmann, hat einen Rückzieher gemacht. Die Pläne sind auf Eis gelegt, das könne man dem Ort nicht zumuten.

Unken Asylwerber-016Empfehle den Verantwortlichen einen Besuch in einem Flüchtlingsquartier, Unken kann ich nach meinem Lokalaugenschein empfehlen. Auch dort war die Entrüstung groß, aber bisher verläuft das Zusammenleben friedlich und besser als erwartet. Das liegt nicht zuletzt am Einsatz der Gemeinde,  freiwilligen Helfern und dem Unterkunftgeber. Herr Dax scheint in seiner Rolle als Chef des Hauses völlig aufzugehen.

 

Abwechselnd mit seiner Frau verbringt er selber jeden Tag im Hotel und kümmert sich um seine Schützlinge, obwohl er den Bestimmungen entsprechend ohnehin auch einen Betreuer angestellt hat. Lernt Deutsch mit den Asylwerbern, macht für sie Termine beim Arzt aus und fährt sie selber hin, hilft Interviews vorzubereiten … Die Sorgen seiner Bewohner gehen ihm sichtlich nahe. Damit hat er nicht gerechnet, dass er so in die Schicksale seiner Bewohner hineingezogen würde.

Es sei ein offenes Haus, in dem man sich willkommen fühle, bestätigen nicht nur die Flüchtlinge, sondern auch parteiübergreifend Vertreterinnen der Gemeinde.  Bei den Treffen mit den Anrainern seien bisher erst Kleinigkeiten geäußert worden, über die sich die Nachbarn geärgert haben. Die Flüchtlinge haben z. B. keine Ahnung, dass man eine Wiese mit hohem Gras nicht betreten soll … Konflikte, die sich hoffentlich klären lassen.

Fakt ist: 120 Flüchtlinge müssen dieses Jahr noch untergebracht werden. Sollte jemand meine bescheidene Meinung interessieren: Von dem ÖVP Modell „Eine Familie für jeden Ort“ halte ich gar nichts:

  1. Weil es diese Familien gar nicht gibt. Der Durchschnittsflüchtling ist männlich und alleinstehend.
  2. Die Betreuung von diesen kleinen Einheiten völlig fern jeder Realität ist.
  3. Die gepriesene Integration so nicht stattfindet. Asylwerber werden nämlich gern in ihre Herkunftsländer abgeschoben. Und selbst wenn sie in Österreich einen Aufenthalt bekommen, wollen die meisten in größeren Städten leben und nicht in den kleinen Dörfern am Land bleiben.

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Text Reportage Bezirksblatt: 

Lokalaugenschein im Hotel Alpina in Unken, wo seit einigen Wochen Asylwerber statt Touristen untergebracht sind.

Köstlicher Geruch nach Essen liegt in der Luft, es herrscht aufgeregtes Stimmengeschwirr. In der Küche schneiden einige junge Männer gekonnt Gemüse. Zum Eintopf gibt es frisch gebackenes Fladenbrot. Unter den Bewohnern des umstrittenen Flüchtlingsheimes ist ein gelernter Koch, der hier seine orientalischen Speisen zaubert. 30 Männer unterschiedlicher Herkunft, Sprache und Religion sind derzeit in Unken untergebracht. Bunt gemischt sind die Flüchtlinge auch, was ihre Fähigkeiten betrifft. Einer der Afghanen ist ein guter Schneider, der mit seinem Können den Anderen helfen. Drei Jungs spielen bereits im örtlichen Fußballclub mit. Herr Salim S. sieht nicht nur aus wie der syrische George Clooney, er hat in seiner Heimat eine bedeutende Karriere als Schauspieler gemacht. Bis zu seiner erzwungenen Flucht war er ein angesehener Künstler. Er leidet sehr darunter, dass er seine Familie in Syrien zurücklassen musste. Auch die Ungewissheit seiner Situation in Österreich belastet ihn. Salim S. wurde unmittelbar nach seiner Ankunft nach Unken verlegt und wartet seither auf seine Einvernahme bei der Asylbehörde. Wie die meisten anderen Bewohner hätte er ein weniger abgeschiedenes Quartier bevorzugt, ist aber zufrieden im neuen Heim. Alle beteuern, sie würden hier sehr gut betreut. Die ehemaligen Gästezimmer sind frisch renoviert, der Aufenthaltsraum mit dem Kachelofen strahlt österreichische Gemütlichkeit aus.

Friedliches Zusammen – Leben
Die Männer wissen, dass ihre Ankunft im Ort für Unruhe gesorgt hat und freuen sich umso mehr über Kontakt zur Bevölkerung. Manche Unkner bringen Kleider- und Lebensmittelspenden vorbei und bleiben auf ein Gespräch. Die Asylwerber lernen eifrig Deutsch, um sich besser verständigen zu können. Auch bei einigen Veranstaltungen hat es bereits Begegnungen gegeben. Ein Besuch des Frühjahrskonzertes wurde ermöglicht, Pfarrer Ernst Mühlbacher hat zu Ostern eine gemeinsame Feier organisiert. Im Versuch, seine Funktion zu erklären, haben die Asylwerber aus dem Hinweis auf Kirche und Papst bzw. Pope, die Bezeichnung „Papa Unken“ für ihn geprägt.

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