Pfarrer als Kindergartentante
Als 1978 der Kindergarten Leogang gebaut wurde, durfte man noch „Tante“ zu den Pädagoginnen sagen.
Der Begriff ist inzwischen ebenso in die Jahre gekommen, wie das Gebäude.
Leiterin Sylvia Salzmann betreute damals eine einzige Gruppe mit 20 Kindern, die ursprünglich noch im Feuerwehrhaus untergebracht war.
Rund 1500 Kinder hat sie seither begleiten dürfen, wie sie nicht ohne Stolz erzählt. Dass sie diese auch nach 35 Jahren beim Namen kennt, ist für sie selbstverständlich.
Derzeit sind es 88 Kinder, die in vier Gruppen betreut werden. Sie genießen nun das neue alte Gebäude, das umfangreich saniert und umgebaut wurde. In dem es mehr Platz und viele kindergerechte Details gibt. Die Eingangstür auf Augenhöhe der Kinder fällt unter den zahlreichen Erneuerungen besonders auf. Diese Idee des heimischen Planungsbüros W2 findet großen Anklang bei den Kleinen, die in der Früh Schlange stehen, um alle hier durchzugehen, wie Salzmann berichtet.
„Kinder sehen die Welt aus einem anderen Blickwinkel“, so Nicole Waltl-Piffer. Daher habe man für sie eine eigene Tür produzieren lassen. Die Farben Orange und Grün habe man für das nun recht bunte Haus verwendet, weil sie als angenehm und beruhigend empfunden würden.
Während des Umbaus fand die Betreuung im benachbarten Seniorenheim statt. Gestern wurde das neue Haus „Sonnenschein“ im Beisein von Landeshauptmann Wilfried Haslauer offiziell eröffnet. „Es werden stets die Schwächen der Kinder betont, wir müssen uns auf ihre Talente konzentrieren“, meinte der Bildungsreferent des Landes. Wohin wird ihr Weg sie führen, sprach er die Zukunft der Kinder an.
Pfarrer Hans Rainer warf hingegen einen humorvollen Blick zurück in die Vergangenheit. Sein Kindergarten fand in der Bauernstube statt, er war dort die „Tante“ für seine Geschwister, erzählte er auf berührende Weise. Die ersten sieben Kindern seien nur Buben gewesen, und er habe auf sie aufpassen müssen.
Das dürfte beiden Seiten nicht geschadet haben. Auch 1978 war der Besuch eines Kindergartens noch lange nicht selbstverständlich. Besonders aufgeschlossene Eltern brachten ihren Nachwuchs höchstens ein Jahr vor dem Schulbeginn zur Betreuung. Heute sei es üblich dass die Kleinen drei Jahre im Kindergarten verbringen.
Was den heute verpönten Begriff Kindergartentante betrifft, das sieht Sylvia Salzmann nicht so streng. Sie hat Verständnis dafür, wenn Leuten diesen Ausdruck noch verwenden, bevorzugt aber ein schlichtes Sylvia.
P.S.: Um nicht missverstanden zu werden, da ich ja auch einen gewissen Ruf als Sprachpolizistin habe. In diesem Fall bin ich froh, wenn Kindergarten-Tanten die Verwendung dieses Ausdrucks verzeihen. Mir rutscht er auch immer wieder heraus. Klingt einfach sympathischer als Pädagogin …
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