Party Szene
Was tun an den langen Winterabenden im Pinzgau? Man spürt das Saturday night fever in sich – aber in die Dorfdisco wird man als Grufti womöglich gar nicht mehr eingelassen, für die Ballsaison ist man mangels Tanzkenntnissen ungeeignet, in die Apres-Ski-Bars? Nein danke.
Warum nicht eine der angesagten Homeparties besuchen? Die Veranstaltungen boomen, es ist alles am Markt, was das Herz möglicherweise begehren könnte. Am bekanntesten sind wohl die Tupperparties, deren Plastikschüsseln seit den 50er Jahren einen Siegeszug um die Welt angetreten haben. Und inzwischen auch ihr verstaubtes Hausfrauenimage abglegt haben.
Erika Hörl hat immer ein passendes Argument parat, warum der Rouladenbehälter so praktisch ist, oder die Jausenbox reißenden Absatz findet. „Dieses Produkt ist ein Wahnsinn“, schwärmt die Beraterin aus Saalfelden. Für Gastgeberin Anita Aberger und ihre Freundinnen aus dem Unteren Saalachtal demonstriert sie den Allesschneider und den Extra Chef. Routiniert und professionell werden die neuen Produkte angepriesen, mit einer Mischung zwischen Information, persönlicher Erfahrung und viel Humor.
1946 hatte Earl Tupper seine „Wunderschüsseln“ auf den Markt gebracht. Im Einzelhandel waren Kunden und Verkäufer aber mit dem luft- und wasserdichten Sicherheitsverschluss überfordert. Daher wurde mit einer damals völlig neuen Vertriebsmethode gestartet, bei der die Produkte in privaten Haushalten präsentiert und erklärt wurden. Nicht nur die Plastikschüsseln, auch das System der Verkaufspartys trat in der Folge einen weltweiten Siegeszug an.
Bei der Präsentation der Tupperware dienen die abwesenden Männer gern als abschreckendes Beispiel, die den als unverwüstlich geltenden Materialien durch Unwissenheit und falsche Anwendung zu Leibe rücken. Ob Herr Hörl einen Deckel als Schneidbrett missbraucht oder der Mann einer Kundin einen Behälter nicht richtig schließt: „Vorsicht vor den Männern“, heißt es augenzwinkernd, und die Runde amüsiert sich – kennt doch jede diese Beispiele aus eigener Erfahrung. Es gibt zwar auch männliche Berater und fallweise sogar Beratungen nur für männliche Gäste. Das seien aber Ausnahmen, bedauert Erika.
Im Jänner wird mit besonderen Angeboten am meisten Umsatz gemacht. Bis zu drei Partys pro Tag hat Erika eingeteilt und weiß nicht wie sie die Termine noch unterbringen soll. Seit 18 Jahren ist sie für Tupper im Einsatz und die Karriereleiter hochgeklettert. Als Chefin der Pinzgauer Beraterinnen führt sie auch deren Schulungen durch. Das Image des Unternehmens habe sich völlig verändert. „Heute tuppern nicht mehr Vollzeithausfrauen, sondern Berufstätige, die sich einen geselligen Abend mit ihren Freundinnen machen.“ Früher hätten sich die Gastgeberinnen mit kochen und backen für die Party gegenseitig übertrumpft. Heute wird meist nur Knabberzeugs gereicht, der Spaß überwiegt.
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