Wir Bettler

Aktueller Lokalaugenschein in der Salzburger Bettel-Szene:

Für die letzte Recherche anlässlich der Aufhebung des Bettelverbotes musste ich die „Problem-Menschen“ noch mühsam suchen, obwohl sie angeblich so Viele waren, dass sie  als große Belästigung empfunden wurden.

Diese Woche waren sie in der ganzen Stadt tatsächlich sehr zahlreich anzutreffen. An jeder Ecke, auf jedem Platz hocken Frauen und Männer und halten einen Becher in der Hand. Aber niemand hat mich belästigt und ich wurde auch nicht „auf Schritt und Tritt um milde Gaben angegangen“, wie das Kollegin Wörgetter heute in den SN beschreibt.

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Im Gegenteil. Der ältere Herr aus der Slowakei mit dem unglaublich ausdrucksstarken Gesicht,  fühlte sich sehr unwohl als ich ihn gefragt habe ob ich ihn fotografieren dürfe. Wie hätte er sich auch wehren sollen? Weglaufen, mit den Händen das Gesicht schützen? Er ließ sich von mir belästigen und es geschehen, ohne zu wissen, ob er nicht auf einem Plakat als Synonym für die Bettlermafia enden würde …

Diese Häufchen Elend in der reichen Stadt des Herrn Jedermann sind zum unrühmlichen Wahlkampfthema geworden. Würde hier nicht auf dem Rücken von wehrlosen Menschen Parteipolitik betrieben, man müsste fast die Kreativität der Ideen loben:

Allen voran das „Team Salzburg“, das Flyer verteilt, man möge den Bettlern kein Geld geben, weil es sich nicht um bedürftige Menschen handle. Die sitzen wahrscheinlich den ganzen Tag auf der Straße weil das so lustig ist Herr Mainoni!

Origineller sind da schon die „Bürger für Salzburg“, die ein Bettlerkontingent fordern. Bin gespannt, wie die listigen Bürger das durchsetzen wollen. Am besten wieder mittelalterliche Befestigungen hochziehen, die Tore aktivieren, und dann darf nur in die Stadt, wer eine goldene Visacard vorweisen kann.

Man könnte natürlich gleich zu rigoroseren Maßnahmen greifen: In England wurden Bettler und Landstreicher im 16. Jahrhundert durch Auspeitschen und Brandmarken bestraft.

Thomas Wizany hat das heikle Thema mit seiner unvergleichlich spitzen Feder aufgegriffen:

 

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