Der Star
Meine leichtfertige Bemerkung, möglicherweise in Zukunft einen Katzenblog zu schreiben, haben einige LeserInnen ernst genommen und mir mitgeteilt, sie würden das begrüßen.
Bekanntlich hänge ich sehr an meinen Kater, und werde vielfach sogar für meine intensiven Gefühle ihm gegenüber belächelt …
Aber ich wüsste nicht, was ich regelmäßig über ihn schreiben soll?
Im Gegensatz zu manchen Haustieren, die Youtube Stars sind (Grumpy Cat), oder eine eigene Zeitungskolummne haben (Beagle Daria im Kurier), ist der Lauser ein ziemlich unspektakulärer Mitbewohner. Es gibt eigentlich nichts zu berichten, er ist ein unkomplizierter Kerl, der mir keine Streiche spielt und das Haus nicht verwüstet, während ich weg bin.
Seit seine Mitbewohnerin (also ich) einen Bürojob angetreten hat, und das Haus in der Früh verlässt, wenn es noch stockdunkel ist, und am Abend erst wieder heimkommt, wenn es schon finster ist, verbringt sie leider auch zu wenig Zeit mit ihrem Schatz, um ihn zum Star des Blogs zu machen.
Der neue Rhythmus schaut so aus:
Tag 1: Der Mensch steht unüblich früh auf, der Kater ist verwirrt. Der Versuch, ihn mit einer Schüssel bestem Geflügelfleisch abzulenken, misslingt. Er besteht darauf das Haus mit dem Mensch zu verlassen. In Ermangelung einer Katzenklappe ist er daher ausgesperrt, aber das weiß der arme Kerl noch nicht und verbringt zwangsläufig den Tag in der feindlichen Natur, bei eisigen Bedingungen. Die Mitbewohnerin ist untröstlich und in großer Sorge, wird von ihrer Umwelt aber nicht ernst genommen, da es sich bei dem Kater bekanntlich um ein Tier handelt, das bereits jahrelang in der freien Wildnis bzw. im Kuhstall überlebt hat. Dort dürfte er auch den Tag verbracht haben, denn als wir beide am Abend heimkommen, riecht er intensiv nach Landwirtschaft.
Tag 2: Es ist zeitig am Morgen, Mensch hat es eilig, Kater ist verschlafen und unentschlossen wie er darauf reagieren soll. Diesmal gelingt der Trick mit dem Frühstück, Kater bleibt im Vorhaus zurück. Fressnapf, Katzenklo, Wasser, zwei Kuschelbetten und ganz viel Platz zum Austoben stehen ihm zur Verfügung. Bei der Heimkehr am Abend wird Mensch jedoch nicht – wie erhofft – freudig erwartet, sondern trifft auf einen beleidigten Mitbewohner. Was also tun mit ihm? In Zukunft ins Büro mitnehmen?
Tag 3: Es ist für Beide immer noch viel zu früh zum Aufstehen. Zweibeiner erklärt dem Vierbeiner, dass das notwendig ist, um seine Leckerlis kaufen zu können. Stellt ihn vor die Wahl zwischen freier Natur oder Vorhaus. Wie sich heraustellt, hat der Lauser seine eigene Vorstellung davon, wie er den Tag verbringen will und verschanzt sich schnurstracks in der Küche. Wieselt ins hinterste Eck und hofft vermutlich dort nicht gefunden zu werden. Was tun? Mensch bringt es nicht übers Herz, den fetten alten Kater zu fangen und vor die Tür zu setzen. Katzenklo, Futterschüssel und Wasser werden also in der Küche deponiert, (nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich so etwas je tun würde! Katzenfutter und -klo in meiner frisch sanierten, fleischlosen Küche!), damit der gnädige Kater alles zur Verfügung hat was er braucht. Man hofft inständig, dass er seine Toilette im Ernstfall auch verwenden würde…
Dieses Ritual wiederholt sich seither täglich. Der Kerl hat sich in der Küche eingenistet, und verlässt sie nur noch in Ausnahmefällen, um ja nicht wieder ausgesperrt zu werden. Sobald er in der Früh merkt, dass die Kameratasche gepackt wird, verschwindet er demonstrativ in den hintersten Winkel.
Ziemlich ungewöhnlich, für einen Kater, der einmal riskiert hat wieder im Tierheim zu landen, weil er sich nicht als Wohnungskatze geeignet hat und mit allen Mitteln (allen voran die Nicht-Benützung des Klos) für seine Freiheit gekämpft hat. Naja, vielleicht Altersweisheit, keine Ahnung, jedenfalls scheint ihm sein neues Leben als Murmeltier ganz gut zu gefallen.
Zumindest will er nicht einmal hinaus, wenn ich heimkomme.
Im Gegenteil, die lange Trennung hat zu dem positiven Nebeneffekt geführt, dass ich jetzt freudig begrüßt werde, obwohl er mich früher gar nicht beachtet hat, wenn ich heimgekommen bin. Jetzt gibt es das Kuschelritual, er klettert mir auf den Bauch, tritt ewig darauf herum, bis er sich schließlich gemütlich darauf niederlässt. Dabei schnurrt er wie ein Traktor und wird gestreichelt, bis wir beide einschlafen.
Und wenn sie nicht mehr aufgewacht sind, dann schlafen sie noch heute :-)
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